11. Jul 2022
Nach vier Jahren Bauzeit geht das neue Wasserwerk Mörscher Wald der Stadtwerke Karlsruhe in Rheinstetten ans Netz. Das Jahrhundertprojekt sichert die zukünftige Trinkwasserversorgung der Stadt Karlsruhe sowie der Städte und Gemeinden in der Region.
Seit Anbeginn der Menschheit ist klar: Ohne ausreichendes Trinkwasser
gibt es kein Leben. Schon die Städte in der Antike waren nur
überlebensfähig, wenn die Trinkwasserversorgung gesichert war. „Daher
ist, damals wie heute, die Versorgung der Menschen mit sauberem und
qualitativ einwandfreiem Trinkwasser eine der wichtigsten Aufgaben der
kommunalen Daseinsvorsorge“, so die Erste Bürgermeisterin und
Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Karlsruhe, Gabriele
Luczak-Schwarz. Durch die Inbetriebnahme des neuen Wasserwerkes Mörscher
Wald wird zukünftig die Trinkwasserversorgung für über 300.000
Bürger*innen der Stadt Karlsruhe und für die angeschlossenen Städte,
Gemeinden und Zweckverbände mit insgesamt weiteren 150.000 Menschen
sichergestellt.
Die Trinkwasserversorgung muss für zukünftige Generationen gesichert sein
„Wenn
wir uns die Herausforderungen für die zukünftige Wasserversorgung vor
Augen führen, steht der Klimawandel am Oberrhein sicher im Mittelpunkt“,
so Dr. Olaf Heil, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe.
Für den Raum Karlsruhe gehen Expert*innen davon aus, dass sich die
sogenannten heißen Tage, an denen es tagsüber mindestens 30 Grad wird
und nachts nicht unter 20 Grad abkühlt, bis zum Jahr 2040 verdoppeln
werden. Das wird sich auf die Nachfrage nach Trinkwasser auswirken. „Für
uns als Stadtwerke bedeutet dies, dass wir dafür sorgen müssen, dass es
in solchen Zeiten nicht zu Engpässen in der Trinkwasserversorgung
kommt“, so Dr. Heil. Ob an Perioden mit Spitzenbedarf, bei Ausfällen von
Wasserwerken oder bei erhöhtem Wasserbedarf durch klimatisch bedingte
Veränderungen: „Die Trinkwasserversorgung muss jederzeit gesichert
sein.“
Modernste Technik und erhöhte Kapazität
Insbesondere
die Aufbereitungstechnik des neuen Wasserwerks ist deutlich
leistungsfähiger und an modernste Standards angepasst. Das schafft
Versorgungssicherheit für die kommenden drei Jahrzehnte. Mit der neuen
Anlage des Wasserwerkes können - statt bisher 24 Millionen Liter im
alten Wasserwerk nun 60 Millionen Liter pro Tag aufbereitet werden. In
den zukünftig heißeren Sommern gehen die Stadtwerke davon aus, dass es
zu Spitzenabgabewerten von bis zu 120 Millionen Litern pro Tag kommen
kann. Durch die Erhöhung der Kapazität im neuen Wasserwerk und im
Zusammenschluss mit den drei weiteren Wasserwerken der Stadtwerke steht
mit dem Neubau nun eine maximale Aufbereitungsmenge von 160 Millionen
Litern pro Tag zur Verfügung. „Wir haben jetzt den notwendigen Puffer,
um auch bei Revisions- und Entstörungsarbeiten den anfallenden Bedarf
sicher abdecken zu können“, so Dr. Heil.
Zeit- und Kostenplan eingehalten
2015 fiel die
Entscheidung zum Neubau. Aufgrund des geplanten finanziellen Volumens
von über 38 Millionen Euro Gesamtkosten, bedurfte es einer europaweiten
Ausschreibung. Generalplaner des Projektes wurde die Arbeitsgemeinschaft
Holinger/Dahlem. Die Umsetzung des Projektes startete 2016 zusammen mit
der Neubeantragung des Wasserrechtes. Bereits im Januar 2018 konnte mit
der naturschutzverträglichen Vorbereitung des Baugeländes begonnen
werden. Der Aushub startete 2018. Die Bauaufsicht und -betreuung
übernahm die Baubehörde der Großen Kreisstadt Rheinstetten. Einen großen
Teil des Projektes wickelte ein 30-köpfiges Team der Stadtwerke in
Eigenleistung ab. Das Projekt wurde innerhalb des vorgesehenen Zeitplans
und im Kostenrahmen umgesetzt.
Das neue Wasserwerk Mörscher Wald als ein Standbein von Dreien
Mit
dem Regierungspräsidium Karlsruhe als höhere Wasserbehörde vereinbarten
die Stadtwerke basierend auf einer Wasserbedarfsprognose, dass der
zukünftige Tagesbedarf mit den drei Wasserwerken Mörscher Wald,
Hardtwald und Rheinwald als gleichwertige Standbeine mit einer täglichen
Förderkapazität von je maximal 60.000 m³ pro Wasserwerk sichergestellt
werden soll.
Für die zukünftigen Aktivitäten der Stadtwerke bedeutet
dies, dass sie nach der Neuerteilung des Wasserechtes im Jahr 2027 die
Aufgabe haben, die Aufbereitungskapazität im Wasserwerk Hardtwald
anzupassen. Die dort erforderliche Kapazitätserhöhung von etwa 50
Prozent wird nach derzeitigen ersten Planungen mit einer Erweiterung der
Aufbereitung und dem Umbau der Netzförderung möglich sein. Das
Wasserwerk Rheinwald erfüllt bereits die Kapazität der zukünftigen
Anforderungen und muss nicht umgebaut oder erweitert werden.
Nach
diesem Versorgungskonzept des Regierungspräsidiums und der Stadtwerke
stehen dann drei leistungsfähige Wasserwerke zur Verfügung, von denen
jeweils zwei den maximalen zukünftigen Tagesbedarf sicherstellen können.
Ein Ort der Bildung und Forschung
Auf dem Gelände
des Wasserwerks befindet sich eine großtechnische Versuchsanlage.
Zukünftig forschen die Stadtwerke dort in Kooperation mit der Hochschule
Karlsruhe und dem Technologiezentrum Wasser (TZW) an den
Herausforderungen der Trinkwasseraufbereitung der Zukunft.
Darüber
hinaus bauten die Stadtwerke, in Kooperation mit der Fakultät für
Informationsmanagement und Medien der Hochschule Karlsruhe, ein
Besucher-Informationszentrum auf. Ziel ist es, anhand von modernsten
Methoden, Wissen und Wertschätzung rund um das Thema Trinkwasser zu
vermitteln. Eine Vielzahl von Studierenden brachten hierfür ihre Ideen
ein.
In den extra eingerichteten beiden Räumen geben 14 Medienstationen Auskunft über die verschiedenen Aspekte des Wassers.